Bürgerturm mit Heldenorgel

Wehrhaft und stolz

Das Museum im Bürgerturm beherbergt eine umfangreiche Sammlung an Exponaten der Tiroler Kaiserjäger und der Tiroler Schützen. Zudem ist hier die erste Freiorgel der Welt untergebracht. Die inhaltliche Verwandtschaft von Heldenorgel und Kaiserjägermuseum fußt in der Person von Max Depolo aus Innsbruck, selbst ein Kaiserjäger, Komponist des berühmten Kaiserjägerliedes und Ideengeber, im Bürgerturm der Festung Kufstein eine Freiorgel zu errichten.

Die Heldenorgel

Erleben Sie täglich um 12:00 Uhr das einmalige Konzert der Heldenorgel, die mit ihren 4.948 Pfeifen die größte Freiorgel der Welt ist und deren Klänge weit über die Stadt Kufstein hinaus zu hören sind. In den Monaten Juli und August findet das Heldenorgelkonzert zusätzlich auch um 18:00 Uhr statt. Während des Konzertes ist die Panoramabahn Kaiser Maximilian nicht in Betrieb. Das Heldenorgelkonzert ist im Eintrittsentgelt der Festung Kufstein inkludiert.

Bedeutende Geschichte

Die Idee, auf der Festung Kufstein eine Freiorgel zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges zu errichten, geht auf den Volksdichter und Kaiserjägeroffizier Max Depolo zurück. 1924 stellt er diese Idee der Öffentlichkeit vor. Die neue Orgel soll nicht zuletzt Kufsteins Attraktivität als Tourismusziel erhöhen. Mit Unterstützung aus dem gesamten deutschsprachigen Raum kann das ambitionierte Bauprojekt in reduzierter Form (zweimanualig mit 26 Registern und 1.813 Pfeifen) realisiert werden. Der Auftrag geht an die Firma Walcker in Ludwigsburg (Deutschland). Die Einweihungsfeierlichkeiten im Mai 1931 geraten zu einer Beschwörung der Einheit und Waffenbruderschaft Österreichs und Deutschlands. Die Pfeifen dieser Freiorgel sind im Bürgerturm der Festung Kufstein untergebracht. Der Spieltisch der Orgel befindet sich im Festungsneuhof.

Weit über die Grenzen Kufsteins hörbar

Von Anfang an ertönt die Heldenorgel täglich um die Mittagszeit, im Sommer auch um 18 Uhr. Sie ist in der Stadt, aber auch kilometerweit bis ins benachbarte Bayern zu hören. Nach dem Willen ihrer von völkischem, deutschnationalem Gedankengut durchdrungenen Initiatoren soll das Instrument ein „Heldenmal des deutschen Volkes“ sein, das ausschließlich für die „Gefallenen deutscher Zunge“ erklingt und tönend die nahe Grenze überwindet. Mit der Annexion Österreichs 1938 wird die Heldenorgel von den nationalsozialistischen Machthabern ideologisch vereinnahmt; das „Heldengedenken“ ist ein zentrales Element der NS-Feiergestaltung. Pläne zur Vergrößerung der Heldenorgel gibt es schon vor 1945, aber erst 1971 kann das von der Erbauerfirma substanziell erweiterte Instrument, das nunmehr 46 klingenden Registern und 4.307 Orgelpfeifen umfasst, eingeweiht werden. 1981 wird die Zweckbestimmung des Instrumentes modifiziert; sie erklang fortan für „alle Opfer von Gewalt“.
Der akustisch günstigste Platz mit der ausgewogensten Klangbalance ist der Zuhörerraum im Festungsneuhof.

Klimatische Besonderheiten

Im Jahr 2009 erfolgt eine Generalsanierung. Die Orgel wird von der Fa. Eisenbarth auf 65 Register und 4948 Pfeifen erweitert. Seit einigen Jahrzehnten konkurriert die Heldenorgel Kufstein mit der „Spreckels Organ“ in San Diego/USA um den Titel „größte Freiorgel der Welt“; aktuell hat das amerikanische Instrument mit 80 Registern und 5017 Pfeifen knapp die Nase vorn. Im Zuge der Sanierung der Kufsteiner Heldenorgel 2009 werden Maßnahmen getroffen, um technische Schwierigkeiten zu beheben. Von Anfang an ist die enorme Distanz zwischen dem Spieltisch im Festungsneuhof und dem Pfeifenwerk im Bürgerturm der Festung ein Problem. Die Tonerzeugung (elektrische Traktur) erfolgt mit zeitlicher Verzögerung. Inzwischen sind Spieltisch und Orgelwerk durch ein rund 100 m langes Glasfaserkabel verbunden. Weiterhin sind die Pfeifen der Witterung ausgesetzt, enorme Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit ergeben einen hohen Stimmbedarf.

Das Lied vom Guten Kameraden

Als Ergebnis öffentlicher und politischer Debatten erfolgt 2022 auf Beschluss des Kufsteiner Gemeinderates eine Neuwidmung des Instrumentes; seit 2023 erklingt nicht mehr das soldatische „Lied vom guten Kameraden“ als Abschluss des täglichen Heldenorgelspiels, sondern ein anderes, jährlich wechselndes Lied.

Den Text der Neuwidmung samt Tonaufnahme finden Sie hier.

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